9. November – Tag der Erinnerung und der Verantwortung

Heute vor 35 Jahren fiel die Mauer, die unser Land in Ost und West geteilt hatte. Ich erinnere mich gut an diesen Moment: Die Euphorie, die Hoffnung und das Gefühl, dass alles möglich ist, wenn wir vereint sind. Der Mauerfall war nicht nur das Ende einer Grenze, die direkt an meinem heutigen Bundestagsbüro verlief, sondern auch ein Symbol für den Sieg der Freiheit über Unterdrückung.

Doch der 9. November ist auch ein Tag des mahnenden Gedenkens. Heute vor 85 Jahren, in der Reichspogromnacht, wurde die Würde und das Leben unserer jüdischen Mitbürger brutal angegriffen. Dieser Tag erinnert uns somit auch an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte und daran, dass Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit alles andere als selbstverständlich sind.

Heute, in einer Welt voller neuer Mauern und wachsender Kluft in unserer Gesellschaft, müssen wir uns fragen, wie wir unserer Verantwortung gerecht werden. Der steigenden Zahl auch von Mauern in den Köpfen, die Vorurteile und Misstrauen nähren – hier bei uns, in Europa und weltweit – müssen wir uns entschieden entgegenstellen.

Gerade in Zeiten, in denen populistische Strömungen und autoritäre Tendenzen weltweit an Einfluss gewinnen, sind unser Engagement und das Einstehen für unsere Demokratie enorm wichtig.

Lasst uns die Freiheit, die wir 1989 errungen haben, nicht für selbstverständlich nehmen. Erinnern wir uns an die Schrecken der Vergangenheit und setzen wir uns für eine Zukunft ein, die von Respekt, Toleranz und Zusammenhalt geprägt ist. Das sind wir uns, unseren Kindern und Enkelkindern schuldig!