Mit großer Besorgnis haben wir davon erfahren, dass das Projekt „ERZählkultur“ aus Thalheim im Erzgebirge in der neuen Förderperiode 2025 bis 2032 im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ nicht gefördert werden soll. In einem offenen Brief wenden wir uns daher an die Bundesministerin Lisa Paus.
Die regionalen Bundestagsabgeordneten Bernhard Herrmann (Bündnis90/Die Grünen), Carlos Kasper (SPD) und Marco Wanderwitz (CDU) erklären dazu:
„Die Stärkung demokratischer Werte ist gerade in unserer Region von entscheidender Bedeutung. Das Projekt ‚ERZählkultur‘ leistet einen unverzichtbaren Beitrag, um Extremismus zu bekämpfen sowie zur Förderung eines respektvollen Miteinanders. Wir appellieren daher an Bundesministerin Lisa Paus, die Entscheidung zur Streichung der Fördermittel zu überdenken.“
Offener Brief:
Schreiben an die Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend:
Förderung des Projekts „ERZählkultur“ im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben!“
Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
uns erreichte die besorgniserregende Nachricht, dass das Projekt „ERZählkultur“ aus Thalheim im Erzgebirge in der neuen Förderperiode 2025 bis 2032 im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ nicht gefördert werden soll. Diese Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar und wir halten sie für sehr bedenklich.
In der Vergangenheit hat der Erzgebirgskreis durch eine starke Präsenz rechter Ideologien und demokratie- sowie menschenfeindlicher Einstellungen öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Der Sachsenmonitor 2023 zeigt, dass 27 % der Menschen in dieser Region die Demokratie ablehnen. Im gesamten Bundesgebiet beobachten wir seit Jahren antidemokratische Tendenzen, doch im Erzgebirgskreis sind diese Entwicklungen bereits jetzt besorgniserregend.
Das Projekt ERZählkultur setzt genau an diesem Punkt an, indem es sich mit ausgrenzenden Einstellungen und Verschwörungserzählungen auseinandersetzt. Darüber hinaus wird hier ein Raum für Begegnung geschaffen. Besonders im Fokus des Projekts steht die sogenannte „stille Mitte“, die aktiviert und handlungsfähig gemacht wird. Eine weitere Ausdünnung demokratiefördernder Strukturen im Erzgebirgskreis sehen wir als eine ernsthafte Bedrohung für die gesellschaftliche Stabilität und den sozialen Zusammenhalt in der gesamten Region.
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen, vor denen unsere Demokratie steht, appellieren wir an Sie, die Entscheidung zur Streichung der Fördermittel zu überdenken. Finanzielle Mittel für die Demokratieförderung dürfen nicht gekürzt werden. Sollten zusätzliche Mittel für die Fortführung des Projekts erforderlich sein, möchten wir hiermit unsere Unterstützung zur Bereitstellung dieser Mittel im Bundeshaushalt zum Ausdruck bringen.
Die an das Projekt „ERZählungen – gestern, heute, morgen“ anknüpfende Arbeit von ERZählkultur ist von großer Bedeutung für die Stärkung unserer Demokratie und die nachhaltige Bekämpfung von Extremismus in unserer Region. Wir bitten um Anerkennung dieser Initiative und um Berücksichtigung bei der Mittelvergabe für die kommende Förderperiode.
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Herrmann, MdB Carlos Kasper, MdB Marco Wanderwitz, MdB