Heute Nachmittag besuchte ich mit meinem Mitarbeiter in Zwickau und zwei Praktikanten die Westsächsischen Hochschule in Zwickau. Kanzler Dr.-Ing. Ralf Steiner und Rektor Professor Dr.-Ing. Stephan Kassel empfingen uns im ubineum, einem interdisziplinären Fachzentrum rund um das zukünftige Wohnen und Leben in der Stadt. Gemeinsam mit den beiden Projektkoordinatoren stellten sie uns ihr aktuell größtes Forschungsprojekt vor.
Mit der Stadt Jena erforscht und entwickelt die WHZ innovative Ideen und Konzepte für Smarte Quartiere. Im Kern geht es darum, einen wichtigen Beitrag zur Energiewende im Bereich „Wohnen“ zu leisten. Aus der Erkenntnis heraus, dass diese Wende allein mit Netzausbau und Erzeugung Erneuerbarer Energie kaum zu schaffen ist, konzentriert sich das interdisziplinäre Projekt auf eine effiziente und flexible Steuerung des Energieverbrauchs. Ob E-Autos als Speicherelemente, genauere Messsysteme oder der Kühlschrank, der dann „vorkühlt“, wenn grüner Strom verfügbar ist: Die möglichen Stellschrauben sind extrem vielfältig. Das größte Einsparpotenzial sehen die Forscher beim Nutzerverhalten der Menschen, die in den Gebäuden wohnen. Mit intelligenter Steuerung sind hier 15 bis 20 % weniger Energieverbrauch möglich, ohne Komforteinbußen hinnehmen zu müssen. Ein weiterer wichtiger Vorteil smarter Konzepte ist ihre höhere Resilienz. Je intelligenter unsere Energieversorgungssysteme sind, desto weniger anfällig sind sie gegen Krisenszenarien.
Es war toll zu erleben, dass Menschen mit so einer Portion gut begründetem Optimismus an der Vision der „All Electric Society“ arbeiten und diese für umsetzbar halten. Im Vergleich zu landläufig gerade wieder sehr oft erzählten Untergangsszenarien unter dem Credo „was alles nicht geht“, war das ein angenehmer Kontrastpunkt.
Es ist im Übrigen kein Zufall, dass Jena als Reallabor ausgewählt wurde. Die Jenaer Stadtgesellschaft ist in ihrer Gesamtheit sehr vielfältig, weltoffen, relativ jung, wirklich an der Lösung der Herausforderungen der Zukunft interessiert und damit ein gut geeigneter Proband.
Das ubineum hat seine Kapazitätsgrenzen wohl erreicht, weshalb die WHZ derzeit einen Forschungsneubau in Zwickau/Eckersbach plant. In diesem Kompetenzzentrum soll zukünftig weiter an der zunehmenden Elektrifizierung aller Infrastruktursysteme (autonomes Fahren und dezentrale Energiespeicher seien als zwei konkrete Beispiele genannt) geforscht werden.
Ich habe viele spannende technische Details aus dem Besuch mitgenommen. Noch wichtiger war für mich aber die erneute Erkenntnis, dass die Energiewende, so wie wir Bündnisgrüne sie planen und vorantreiben, möglich ist. Es gibt Expertinnen und Experten, die willens und in der Lage sind, sie umzusetzen und das ist gut so.
Ich habe zugesagt, Unterstützung beim Forschungsneubau von Bundesebene zu prüfen und werde auch darüber hinaus zukünftig den Kontakt zur WHZ halten und wo immer möglich unterstützen. Nur mit visionärer und innovativer Forschung vor Ort können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern und die Westsächsische Hochschule leistet schon heute einen wichtigen Beitrag dazu.